Es war eine schwere Hypothek, die sich die Sarstedterinnen am vergangenen Sonntag in Vinnhorst aufgeladen hatten: Zwar hatte man die erste Hälfte ausgeglichen gestaltet und ein halbwegs ordentliches Spiel gezeigt, ließ jedoch die letzte Konsequenz in Abschluss und Angriffsspiel vermissen und lag nur knapp mit 11:12 in Führung. In der zweiten Hälfte lief dann einfach alles zusammen bzw. nicht zusammen: Eine katastrophale Einstellung in der Abwehr mit reihenweise verlorenen Zweikämpfen und Zwei-gegen-Zwei-Situationen und daraus folgenden Zeitstrafen, vergebene Strafwürfe und andere hochkarätige Chancen, ein zunehmend chaotisches Angriffsspiel und eine nicht in den Griff zu kriegende Kopflosigkeit, teils wilde Schiedsrichterentscheidungen – und dazu konsequent agierendere Gegnerinnen. Kurz zusammengefasst ein kompletter Breakdown, der ein nahezu unüberwindbares 31:24 einbrachte.

Für das Rückspiel kaum mehr als 48 Stunden später war dementsprechend klar, dass nur eine andere Einstellung, maximale Disziplin und Nerven aus Stahl die Relegation noch einmal spannend machen konnten. Und genau dies setzte man über weite Strecken des Spiels um: Mit klarem Kopf erkämpfte man sich gute Chancen und zeigte in der Deckung Leidens- und Einsatzbereitschaft. Dana Speer und Marie Eilers zeigten sich treffsicher, und als die A-Jugendliche Julia Scheer aus der zweiten Reihe das 8:4 herstellte, kochte die fast bis auf den letzten Platz gefüllte Oberschulhalle zum ersten Mal über. Sowohl die Sarstedter Unterstützung als auch die mitgereisten Fans aus der Landeshauptstadt machten die Halle zu einem Hexenkessel. Beim 12:6 nach 20 Minuten glaubten endgültig alle daran, dass auch ein 7-Tore-Rückstand aufzuholen war. Doch Geduld und keine Panik bei Rückschlägen war angesagt, und die Rückschläge kamen: Leichtfertig vergebene Chancen brachten Vinnhorst heran, doch bis zur Pause konnte man bis auf 15:11 stellen.
Nach dem Wechsel blieben die Gäste zunächst am Drücker, erst nach einer Dreiviertelstunde war der Vorsprung wieder auf 6 Tore angewachsen. Sarstedt tat sich in der Zweikampf- und Zwei-gegen-Zwei-Verteidigung zunehmend schwerer, mehrfach musste man in Unterzahl agieren. 9 Minuten vor Schluss waren es nur 5 Tore. In der folgenden Crunchtime trugen Lea Breusing und Lea Mund die Verantwortung und stellten auf 28:20, die erste „Führung“ der Relegation. In den Schlusssekunden konnte man in Unterzahl nochmals auf 8 Tore davonziehen, und musste dann nach abgelaufener Spielzeit per Strafwurf den Ausgleich hinnehmen. Im folgenden 7-Meter-Werfen hatten die Gäste bessere Nerven und Wurfglück.

 

Trainer Nico Gütt: „Nach der langen und harten Saison so den Aufstieg zu verpassen, tut einfach nur weh. Mit der Einstellung, dem Aufopferungswillen und der Leistung heute hätten wir es uns verdient. Ich bin stolz auf das Team für diese Reaktion, vor dieser Kulisse unter dem Druck. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir trotz drei gewonnener Halbzeiten die vierte katastrophal verloren haben. Und auch in der Saison mehrfach Chancen haben liegen lassen, die uns eine Relegation erspart hätten.“